Forellen- oder Felchenkommunikation
Ich lasse mich in französischsprachigen Gebieten gerne in guten Lokalen kulinarisch verwöhnen. «La truite du Doubs», heisst es da etwa auf der Menükarte. Als ob es im Jurafluss nur eine einzige Forelle gäbe. Anders in deutschsprachigen Restaurants. Hier heisst es beispielsweise «Felchenfilet vom Bielersee», und lässt es damit offen, von welcher der vielleicht 100 000 Felchen im Bielersee das Filet stammt.
Nun hat die französische Sprache einen Hang zum Blumigen, vielleicht auch Übertriebenen. Deutsch ist viel nüchterner und realistischer. Vielleicht schwingt auch ein wenig Bescheidenheit mit: Wir stehen dazu, nicht genau zu wissen, von welchem Felchen wir sprechen.
In der Kommunikation sollten Sie sich etwas vom französischen «Savoir parler» abgucken. Denn Menschen – Sie und ich eingeschlossen – mögen es, wenn Botschaften konkret statt abstrakt sind. Wenn Sie mit mir zusammenarbeiten, mache ich es Ihnen nicht leicht. Ich werde Sie fragen, was sie mit einer Aussage genau und konkret meinen, welche Botschaft Sie vermitteln wollen. Denn Ihre Leserinnen und Leser sollen etwas zu kauen haben.